Chromatische Quartette gibt es wie Sand am Meer. Das liegt in der Natur der musikalischen Sache begründet. Ensembles aber, die sich die Zeitverschiebung auf die Fahnen geschrieben haben, gehören zu den Raritäten im Kunstbetrieb.
Das vor fünf Jahren (2017) gegründete „Chronatic Quartet“ kann für sich eine recht einzigartige Position im heutigen Musikbetrieb behaupten. Mit seiner ungewöhnlichen Besetzung (Klavier, Baß, Violine und Schlagzeug) bewegt sich das Ensemble in einem Gebiet, das aus den Überlappungen von Klassik, Jazz und Pop gebildet und vom persönlichen Geschmack der vier Musiker begrenzt wird.
Hier ist die Schnittstelle zwischen den großen Meistern der Vergangenheit und den Ikonen unserer Zeit, hier werden die berühmten Melodien des klassischen Repertoires mit „chronatischen“ Mitteln interpretiert, zitiert und neu formuliert.
Das geschah erstmals auf dem Album Patchworks und ereignet sich jetzt ein weiteres Mal in einem idealen Komposition des 19. Jahrhunderts: dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns, dessen zoologisches Defilee durch die neue, eigens für das „Chronatic Quartet“ geschriebene Story noch unwiderstehlicher wird.
Tobias Paulus befasst sich mit einem großen Spektrum von der Klassik bis zu Rock und Pop. Er beteiligte sich an unterschiedlichsten Crossover-Projekten wie Tonga Kashifs Queen Symphony, in der er die Solovioline spielte, und dem Stabat Mater für Violine und Chor von Nicolas Bacri. Aus seiner Band Fortissimo entstand das Chronatic Quartet, das die Idee der stilübergreifenden, genrefreien Musik durch gelungene Synthesen klassischer und moderner Rock-Pop-Elemente verwirklicht. Diese Formation steht heute im Zentrum seiner musikalischen Aktivitäten.
Tobias Paulus wurde 1987 geboren und erhielt seit seinem fünften Lebensjahr Geigenunterricht. Zahlreiche Erfolge beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert ließen bereits eine künftige Karriere als Musiker erahnen: Paulus war Mitglied des Bundesjugendorchesters, spielte (und spielt) in verschiedenen Kammermusikformationen und studierte schließlich an der Hochschule für Musik Freiburg. Dabei interessierte er sich schon früh für alles, was über den Tellerrand der klassischen Musik hinausgeht. Er hörte Philosophie und absolvierte an der Stuttgarter Hochschule für Medien den Studiengang Audiovisuelle Medien, den er 2015 abschloss.
Marco Tiziano Alleata wurde 1987 in Saarbrücken geboren. Mit sechs Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht bei Andrea Hermann, mit vierzehn kamen Gitarrenunterricht bei Gaetano Carri und E-Bass Unterricht bei Christian Konrad hinzu. Von 2009 bis 2015 studierte er Musik und Medien am Institut für Musik und Medien der Düsseldorfer Robert Schumann Musikhochschule, wo ihn Stefan Rademacher (E-Bass) sowie Nico Brandenburg, Wolf Simon und Heiner Rennebaum (Combo) unterrichteten. Meisterkurse besuchte er bei Thomas Michael (T.M.) Stevens und Jimmy Haslip.
Von 2005 bis 2016 war Alleata Mitglied der Ska-Band Greedy Bees, von 2014 bis 2016 spielte er bei SARA XURI, und seit 2013 arbeitet er mit dem iranischen Musiker Shadmehr Aghili zusammen, mit dem er Tourneen durch Europa, Asien und Amerika unternommen hat.
Zu den bekannten Größen der Branche, mit denen er aufgetreten ist, gehören Mel Gaynor (Simple Minds), Dirk Brand (AXXIS), Claudia Lippmann (Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld), Cherry Gehring (Pur) und Benno Müller vom Hofe (Lena Meyer-Landrut).
Als Toningenieur hat er klassische Aufnahmen für Ars Campanula (CH), das WDR Sinfonieorchester, das Bayreuther Festival Junger Künstler und das Sinfonieorchester Aachen gemacht. Von 2016 bis 2018 arbeitete er für das Fernsehen und die Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern als Tontechniker. Als freier Sendetonmeister ist er derzeit im Bedarfsfall für den Fernsehsender Phoenix tätig.
Marco Tiziano Alleata war 2017 einer der Gründer des Chronatic Quartet, mit dem er inzwischen die Alben Patchworks (2020) und Karneval der Tiere (2022) produziert hat. Seit 2019 betreibt er in Krefeld sein Tonstudio La Galleria.
Schon während seiner Lehrjahre bemühte sich Benedikt ter Braak (*1986) um die Ergründung und Beherrschung verschiedenster musikalischer Welten. Nach der Ausbildung zum klassischen und zum Jazz-Pianisten studierte er Musikpädagogik an der Folkwang Universität der Künste, wo er zugleich als weitere Hauptfächer Instrumentalkomposition Neue Musik und Pop-Komposition belegte. 2017 schloß er sein Masterstudium »Professional Performance« im Hauptfach Klavier mit Bestnote ab. Bei dieser Gelegenheit entstand die Weltersteinspielung der Douze Études von Raffaele d’Alessandro.
Seither ist ter Braak sowohl als Pianist – er gastierte unter anderem beim Bonner Beethovenfest und dem Klavierfestival Ruhr – wie auch als Komponist gefragt: Seine Kreationen wurden von den Bochumer Symphonikern und der Radiophilharmonie Saar aufgeführt, elektro-akustische Stücke erklangen verschiedentlich in Deutschland sowie in New York und in Mexico. Neben seiner regelmäßigen schöpferischen Arbeit für das Theater Trier schreibt er Musik für freie Produktionen, wie sie beispielsweise beim Körber-Festival für junge Regie in Hamburg gezeigt wurden. 2020 komponierte und produzierte er die Musik zu Henrietta Horns Tanztheaterstück Grauzonen am Staatstheater Braunschweig. 2023 folgt eine Produktion der Mitwisser unter der Regie von Selina Gierschweiler.
Benedikt ter Braak war 2016 Stipendiat der Alfred-Töpfer-Stiftung für das Förderprogramm »Concerto21«. Seither befasst er sich ausführlich mit der Synthese von Stilen und Genres, Moderne und Tradition, spartenübergreifenden Konzertprogrammen und der Verbindung klassischer Literatur mit eigenen Kompositionen, Improvisationen und elektronischen Medien. Derzeit arbeitet ter Braak mit dem Chronatic Quartet an der CD-Produktion Karneval der Tiere. Außerdem beschäftigen ihn die elektronische Neuauflage der Klaviersonaten und der siebten Symphonie von Beethoven. Gemeinsam mit Hans Narva widmet er sich dem Leonard Cohen Project, das die Musik des amerikanischen Künstlers in neuen Arrangements präsentieren und wiederentdecken wird. Mit den Pianisten Kai Schumacher, Patricia Martin und Mirela Zhulali bereitet Benedikt ter Braak überdies Julius Eastmans »Evil Nigger« und »Gay Guerilla« für vier Klavier zur Aufführung vor.
Für Jan Friedrich begann die musikalische Laufbahn, als er mit dreizehn Jahren an die Musikschule Dirk Schmidt in Ottweiler (Saarland) kam und bei Christoph Czomberlyk seine ersten Schlagzeugstunden absolvierte. Im selben Jahr konnte er bereits die ersten Erfahrungen als Songwriter und Bandmitglied sammeln, als er sich mit Musikerfreunden zusammentat und öffentlich auftrat. Während der nächsten Jahre spielte er in diversen Coverbands.
Von September 2015 bis Juli 2016 wurde er an der französischen Music Academy International (M.A.I.) unter anderem von Frank Agulhon, Denis Palatin, Alain Gozzo, Olivier Baldissera, Charlie Davot und Gael Feret am Schlagzeug in sämtlichen Stilrichtungen und Techniken ausgebildet. Ergänzt wurde der Unterrichtet durch die Fächer Gehörbildung, Rhythmische Gehörbildung und Harmonielehre. Auch regelmäßige Auftritte standen auf dem Stundenplan, den Jan Friedrich offenbar fleißig eingehalten hat, denn er beendete die Ausbildung als bester Schlagzeuger seines Jahrgangs mit einer besonderen Auszeichnung.
Von 2015 bis 2017 besuchte Jan Friedrich Workshops von Claus Hessler (»Camp Duty Update«), Andy Gillmann (»Creative Drumtools«) und Jan »Stix« Pfennig (»Swag Drumming«) sowie von Patrick Metzger (»Drumtraining Tools & Skills«), einem der herausragenden Drummer Deutschlands, der ihm seit 2018 regelmäßigen Unterricht erteilt.
Die Ensembles und Bands, in denen Jan Friedrich zu hören war bzw. ist, sind stilistisch breit gefächert: Als Jan, der Phrasenhenker, ist er Gitarrist, Sänger und Trommler der »mittelalterlichen« Notnägel; daneben finden wir Namen wie The Day We Fall (Modern Hardcore), Dauerbrenner (Akustik Cover), Messenger (Power Metal), Calling Vega (Alternative Rock), Voltbeat (Rock) und natürlich das Chronatic Quartet, in dem er zusammen mit Marco Tiziano Alleata, Benedikt ter Braak und Tobias Paulus erfolgreich die Genres und Stilarten überquert …